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Thomas Stalder


In ihrem neuen Raum hat die Galerie Köstring/Maier eine Grundform des Ausstellens realisiert. Wie im Altarraum einer Kapelle fassen drei Wände ein Rechteck ein, das auf seiner vierten Seite offen ist, und die Betrachter einlädt, das Dargebotene zu bewundern. Diese Konstellation bildet den idealen Rahmen für Thomas Stalders Inszenierung einer exklusiven Aura. Indem er auf seinen plakativ bemalten Mittelformaten spontane Heiterkeit zeigt, suggeriert er durch die verwendeten traditionellen Mittel, Öl auf Leinwand, dazu, dies als reine Malerei zu würdigen, und sich dem Gefühl von Unbeschwertheit zu überlassen, das den Kennern vorbehalten bleibt. Die Frage, wodurch sich der darin implizierte Optimismus begründet, wird quasi magisch beantwortet durch die gewollte Begeisterung für das Träumen dieses naiven Traums.
Angelehnt an geometrische Abstraktion oder konkrete Malerei, wird doch jeder Ansatz von Strenge oder Tiefe verworfen, was sich sowohl in hastigen Übermalungen und willkürlich verteilten Streifenmustern, als auch in der Wahl einzelner Farbtöne bemerkbar macht, z. B. wenn ein Streifenelement, das immer wieder in der gleichen Breite auftaucht, und unweigerlich an die Spur einer vorher mit Klebeband abgeklebten Fläche denken läßt, auch in dessen bekanntem weißlichem Ockerton ausgemalt ist.
So versammelt Stalders Arbeit in etwa das Minimum dessen, was sich – hartnäckig gegenüber aller daran geübter Kritik – im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des durchschnittlichen Kunstpublikums behauptet: ein bißchen Dekoratives, ein bißchen Expression, und als Zugeständnis an neuere Strömungen noch Spuren von "ready-made" und seriellem Konzept. Daß solche Sparsamkeit als Offenheit für alle die nebulösen Werte erscheinen kann, die in den Erwartungsstrukturen der Kunstwelt bereits vorgeformt sind, und sehnsüchtig auf neue, d.h. "junge" Projektionsflächen warten, wird also bei Stalder nicht – wie etwa bei Duchamps – in zynisch-provokativer Absicht demonstriert, sondern scheint einem bequemen Festhalten am Kult der reinen Malerei geschuldet. Die Herausforderung, die der heutige Level theoretischer Dekonstruktion darstellt, wird dabei mit ebensoviel Ressentiment beantwortet, wie die Impulse künstlerischer Avantgarde ignoriert werden. Aber auch Stupidität kann witziger sein.

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Michael Hauffen

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