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Stefanie Zoche - im Getriebe


Maschinen sorgen nicht nur für unseren Komfort, sie zwingen uns auch ihre Logik auf, und die provoziert nicht selten sogar Alpträume. Sind wir selbst dafür verantwortlich?
Stefanie Zoche spürt dem Problem nach, indem sie für ihre Installation „im Getriebe” zwei Rolltreppen in einer U-Bahn-Station wählt. Auf den Vorderseiten von deren beweglichen Elementen montiert sie Teile großer Fotografien, die nun der langsamen Bewegung der Treppe folgen. Nicht nur für das belustigende Aus- und wieder Einfalten der Bilder ist so automatisch gesorgt, sondern zusätzlich für die Symmetrie des Auf und Ab.
Die Benutzer des öffentlichen Verkehrsmittels sehen auf diese Art schlafende Gesichter langsam und regelmäßig vorbeiziehen. Sie scheinen in jenem Traum zu leben, der uns für den Triumph der technischen Anstrengung einmal versprochen worden war. Demgegenüber ist der Ort von jener nervösen Hektik dominiert, die unsere instrumentelle Vernunft begleitet. Gewiß gehört gerade zum Erscheinungsbild der modernen Fortbewegungsmittel auch der Ausdruck von Müdigkeit bzw. Benommenheit. Die Gesichter, die uns Stefanie Zoche hier sehen läßt, weisen aber keine solchen Zeichen von Streß auf, sondern sind eindeutig entspannt. Damit eignen sie sich nicht einmal für werbewirksame Suggestionen, sondern präsentieren genau das verdrängte Gegenbild zur kontrollierten Zweckmäßigkeit.
Auch der Vorgang der Verdrängung läßt sich noch als Maschine beschreiben. Bilder folgen immer wieder auf Bilder, doch das Subjekt dieser Aktivität bleibt stets ungreifbar. Aus dem buddhistischen Denken stammt die Metapher vom endlosen Kreislauf der Wiedergeburten. Wer frei sein will, muß daraus ausbrechen. In heutigen Termini ließe sich formulieren: wer der männlich konnotierten Idee von der Beherrschbarkeit der Dinge und Ereignisse anhängt, der ist darin gefangen. Er ist noch nicht richtig aufgewacht.

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Michael Hauffen

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